Leo Fonteijn

Leo Fonteijn, geboren im Oktober 1921 kam Anfang 1944 in die Fänge der Nationalsozialisten, weil er zu diesem Zeitpunkt seit ca. einem Jahr im niederländischen Widerstand beteiligt war. Leo wurde verhaftet und zunächst nach Buchenwald deportiert. Von dort aus kam er in das KZ-Mittelbau, in dem er körperlich schwere Zwangsarbeit leisten musste. Im Frühjahr 1945 kam Leo in das Außenlager Boelcke-Kaserne, das in Nordhausen als ein Sterbelager für kranke und erschöpfte Häftlinge diente. Leo überlebte als einer der Wenigen die Zeit in diesem Außenlager und wurde im April 1945 befreit.

Leo kehrte noch im selben Jahr in die Niederlande zurück. Dort entschied er sich, in die Armee einzutreten. Er wurde für drei Jahre in Indonesien zum Dienst eingesetzt. Im Anschluss daran verblieb er noch zwei Jahre nach seinem Dienst in dem Land. Danach entschied sich Leo dazu, seinen Wohnsitz dauerhaft zu verändern und zog nach Australien, wo er schließlich als Handwerker arbeitete. Leo verstarb im Januar 2014.

Als ich Leo kennenlernte, war ich 19 Jahre alt und sollte ihn und seine Begleitung in den kommenden Jahren während der Jahrestage immer wieder betreuen. Leo dürfte kaum 1.65 m groß gewesen sein und in seinem Gesicht konnte man immer noch die Züge eines schelmischen Pennälers erkennen. Ich habe kaum je wieder einen so humorvollen und charmanten Menschen getroffen. Und dieser Humor war es wohl auch, der im Kontext der Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten immer wieder unfassbare Momente kreierte. Um zu verstehen, was ich genau meine, eine Anekdote, die ich nach all den Jahren immer noch gern erzähle, um zu erklären, wer Leo Fonteijn war oder besser, wie ich ihn kennengelernt habe. Im Zuge eines Jahrestages saßen wir bei einem hoch feierlichen Programmpunkt im Theater in Nordhausen. Alle wohl gekleidet und in Erwartung einer formellen offiziellen Feierstunde. Ich saß neben Leo und seiner Begleitung im Theater. Völlig unvermittelt fragte mich Leo, ob ich wüsste, warum die Nazis ihn nicht getötet hätten. Völlig überrascht ging ich in meinem Kopf alle historisch bekannten Umstände durch, die sein Überleben begünstigt haben könnten: Sein Alter, seine Netzwerke, sein Arbeitsplatz usw. Verunsichert trug ich ihm alle Gründe zusammen, die aus meiner Sicht für sein Überleben verantwortlich waren. Leo hörte mir geduldig zu und als ich fertig war, sah er mich völlig ernst an und sagte: „Nein, weil ich so lustig bin“. Eine bessere Anekdote, um die Zeit mit Leo verständlich zu machen, gibt es nicht. Trotz all der schrecklichen Erlebnisse, die er in seiner Zeit in den deutschen Gefängnissen und Konzentrationslager mitgemacht hatte, hatte dieser Mann seinen Humor nicht verloren. Vielmehr war es wohl seine Strategie, all dies zu verarbeiten. Die Nazis hatten ihn nicht untergekriegt. Das hat mich sehr beeindruckt.

Felix, Jugend für Dora e.V.